FOCUS-Online-Kolumne: hülsta-Chef Oliver Bialowons im Interview

Aus unserer Experten-Kolumne auf FOCUS-Online:

hülsta-Chef: “Von Ikea können wir viel lernen”

 

hülsta-Chef Oliver Bialowons im FOCUS-Online-Interviews mit den Einrichtungs-Profis aus dem now!-Onlineshop (16.01.2017)

Oliver Bialowons ist Geschäftsführer von Hülsta, einer der bekanntesten Marken der Möbel-Branche. Im Interview mit FOCUS-Online-Experte Michael T. Wurster spricht der Hülsta-Chef über das Hersteller-Sterben in der Möbel-Branche, knapper werdenden Wohnraum und den Trend zum individuellen Lifestyle.

 

Insbesondere in Zeiten von Krisen und weltpolitischen Unruhen wächst die Sehnsucht nach “Cocooning”, also dem Rückzug in die eigenen vier Wände. Inwieweit beeinflusst dieser Trend Ihre Produktentwicklungen?

Oliver Bialowons: Ehrlicherweise ist das noch relativ weit von uns entfernt. Aber wir beginnen über solche Themen miteinander zu sprechen. Klassisch hat sich unser Unternehmen mit solchen Fragen wenig – oder zu wenig – damit beschäftigt. Aber wir sind in der Tat dabei, uns zu modernisieren und Man muss aber ganz klar sagen, dass die Tagespolitik in der Welt unser Tagesgeschäft nicht allzu sehr beeinflusst.

 

Welche Wohn-Trends erwarten uns in der Zukunft?
Oliver Bialowons: Häuser und Wohnungen werden kleiner. Die kurze Überschrift lautet „Wohnraum wird knapper“. Daraus folgt, dass sich unsere Gestaltung den neuen Gewohnheiten anpasst und entsprechende Lösungen designt. Der andere Trend ist, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich individuell einrichten. Fürs Schlafzimmer kauft man heute nicht mehr die klassische Vorzugskombination bestehend aus sechstürigem Kleiderschrank, zwei Nachtkommoden und einem Bett. Sondern man kauft vielleicht ein Boxspringbett, eine Kommode und ein offenes Regal. Oder, oder, oder

 

Aktuell vollzieht sich in der Möbelbranche ein Hersteller-Sterben. Was denken Sie sind die Ursachen dafür?
Oliver Bialowons: Nicht angepasste Strukturen, unterinvestiert, nicht modern genug, nicht wettbewerbsfähig. Schlicht und einfach „realtäts-verweigernd“. Das Herstellersterben hat ja in den zwei Jahren, in denen ich in der Möbelindustrie arbeite schon sehr viele Dinge ereignen lassen. Der Preisdruck seitens der Konsumenten – aus meiner Perspektive der Handelsstufe, getrieben über die einzelnen Verbände wird immer größer. Und die Konsolidierung innerhalb des Handels bleibt nicht stehen. Damit wird das Problem ebenfalls immer größer. Weil die Großen sind aus der Perspektive, die ich als mittelständischer Produzent einnehme, das Monster.

 

Auch Möbel werden zunehmend übers Internet verkauft. Wie schätzen Sie den Markt ein und planen Sie auch einen verstärkten Möbelverkauf über die Webseite?
Oliver Bialowons: Wir sind Möbelproduzent und werden kein Händler. Von daher arbeiten wir mit dem Handel als Kunden und da gibt es eine klare Aufgabenteilung. Wir haben Abverkaufs-Aktivitäten über moderne Plattformen gehabt, mit Produkten, die wir vorher unseren Kunden angeboten haben. Wirklich klassisches Geschäft mit Themen, die im Netz gut vermarktbar sind… aber die vier Meter breite Bibliothekswand mit Dachschrägen und Co verkaufen wir nicht durch das Internet und werden wir auch bis auf Weiteres nicht übers Internet verkaufen. Aber ich mache nicht den Fehler, den der Deutsche Versandhandel gemacht hat. Nämlich zu glauben, dass man Schuhe und Kleider nicht durch das Internet verkaufen kann. Da haben uns Zalando und andere junge Unternehmen eines besseren belehrt. Quelle gibt es eben nun nicht mehr und Neckarmann existiert ebenfalls nicht mehr.

 

Ikea ist einer der größten Einrichter der Welt. Was kann Hülsta von Ikea lernen?
Oliver Bialowons: Vieles. Ich habe vor kurzem einen Vortrag von einem Geschäftsführer von Ikea gehört. Und der wichtigste Satz in seinem Vortrag war: „Wir verkaufen keine Möbel.“ Die verkaufen Lebenswelten. Und wenn wir Lebenswelten anbieten, werden wir anders wahrgenommen, als wenn wir schlicht nur Stauraum verkaufen würden. Das hat sowas von einer „Wohlfühl-Lifestyle“-Komponente. Das hat damit zu tun, wie Ikea fotografiert und wie die Marketing machen. Ikea schafft es, dass Menschen Familienausflüge machen und mit mehr gehen, als sie eigentlich einkaufen wollten. Allerdings kommt der Endkunde, wenn er einen wirklichen und ehrlichen Qualitätssprung machen möchte, an Hülsta nicht vorbei.

 

 

 

Aus unserer Experten-Kolumne auf FOCUS-Online: https://www.focus.de/immobilien/experten/einrichtungs-profis/moebel-huelsta-chef-von-ikea-koennen-wir-viel-lernen_id_6500713.html

 

Viele weitere spannende Einblicke in die Möbel-Branche sowie zahlreiche Ratschläge rund ums Einrichten findest Du in unserer Kolumne auf FOCUS-Online:

https://www.focus.de/immobilien/experten/einrichtungs-profis/

 

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