Die Generation Y und ihre Suche nach dem Glück

Wir sind die Generation Y. Man sagt wir seien egoistisch, stets auf der Suche nach Selbstverwirklichung und uns fehle einfach der Biss. Wir wollen die Berufswelt auf den Kopf stellen und seien immer viel zu anspruchsvoll. Die Fachwelt glaubt zwanzig Millionen Traumtänzer in uns zu sehen. Aber sind wir all das wirklich? Und vor allem, sind wir in dieser Hinsicht alle gleich? Ein Blick in meinen Freundeskreis zeigt mir, dass sämtliche Theorien, die da über uns verbreitet werden, in der Praxis  nicht zwingend zutrefenn. Doch bevor ich jetzt Risse in das gehypte Konzept der Generation Y bringen werde, will ich versuchen nachzuvollziehen, wie wir zu dem wurden, was wir heute sind. Oder wie man in TV-Serien so schön sagt: “Was bisher geschah…”
Generation Y – Der Ruf zum Abenteuer
Wir wuchsen auf in dem Gedanken, dass wir eines Tages alles werden können, was wir wollen. Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass jedes zweite Kind gesagt bekommen hat, dass es etwas ganz Besonderes sei. Und dann gab es da noch die Filme und Geschichten, die uns durch unsere Kindheit begleiteten. Filme wie beispielsweise Walt Disneys „Der König der Löwen“. In diesen Filmen konnten wir Lebenserfahrungen, die wir erst Jahrzehnte später sammeln würden in einem 90 Minuten-Zeitraffer durchlaufen. Natürlich bestärkte dies unseren Glauben an uns selbst, denn obwohl wir damals noch klein waren, begriffen wir was es bedeutet etwas „Besonderes“ zu sein. Wir verstanden, dass uns diese Geschichten Lektionen für unser Leben mit auf den Weg geben wollten. Aus der schönen heilen Welt, die ich an dieser Stelle „Alltag“ nennen möchte, wurden wir dann irgendwann “unerwartet” herausgerissen. Mit dem Schulabschluss in der Tasche hörten wir den Ruf zum Abenteuer Studium bzw. Ausbildung. Wobei es in vielen Fällen vielleicht auch der Ruf der Eltern war: „Studier am besten Jura oder Medizin. Oder vielleicht BWL? Schließlich willst Du ja später einmal ein sicheres Einkommen haben.“

Die Begegnung mit dem Mentor
Der Einfachheit halber möchte ich nun den Blick auf den akademischen Weg richten. Vor allem deshalb, weil ich einst selbst diesen Weg eingeschlagen habe. Mit dem Studentenleben begann ein neuer Abschnitt, den ich als „Begegnung mit dem Mentor“ bezeichnen werde. Doch während in Filmen jeder Held seinen persönlichen Mentor erhält ist das in der Realität bei den meisten eher unter dem Prinzip der „Massenabfertigung“ zu verstehen. Professoren und Dozenten gaben uns in ihren Hörsälen tiefe Einblicke in eine Fachwelt. Sie lehrten uns worauf es in der Praxis ankommen würde und schilderten uns verschiedene Erfolgsgeschichten in Form von „Best Practices“. Irgendwann endete auch dieser Abschnitt.

Das Überschreiten der Schwelle
Was dann passierte nennen die Drehbuchautoren Hollywoods „Das Überschreiten der Schwelle“. Man verlässt die normale Welt und betritt ein neues Reich voller Gefahren und Herausforderungen. Willkommen im Berufsleben! Wobei Berufsleben? Kann man das wirklich so nennen? Für viele in meiner Generationen ist der Karriere-Start eher ein Kampf mit Frustration und Zukunftsängsten. Von einem Traumjob können bei weitem nicht alle sprechen. Viele hangeln sich von einem Praktikum zum nächsten – oder müssen komplett neue Wege gehen. Es passiert nicht selten, dass jemand ein ganz neues Studium anfängt, um die Karten auf seiner Hand neu mischen zu dürfen. Was also ist dran an dem Gerücht, dass unserer Generation alle Türen offen stehen? Es wird auch behauptet, dass wir Freiheit lieben, uns nicht festlegen wollen und ein größtmögliches Maß an Flexibilität fordern. Blickt man jedoch kritisch auf den Arbeitsmarkt, so lässt sich konstatieren, dass es die Arbeitgeber sind, die von uns ein hohes Maß an Flexibilität fordern. Was ist da los? Wie kommt es zu dem Bild einer selbstbewussten Generation voller Worklife-Balance-Fetischisten?

Eine Generation mit zwei Gesichtern
Betrachtet man alle unsere Charakterisierungen von einem kritischen Blickwinkel so muss man sagen, dass Generation Y nicht immer gleich Generation Y bedeutet. Für mich haben sich zwei prägende Pole gebildet. Auf der einen Seite sehe ich Traumtänzer, die einfach Spaß wollen und einen tiefen Sinn in ihrer Arbeit suchen. Und auf der anderen Seite sehe ich zielstrebige High Potentials, die Ambitionen zu Spitzenleistungen haben, wie man sie eigentlich nur von Heldengeschichten kennt. Diese Helden haben schon sehr früh hinterfragt, was Arbeitgeber von ihnen erwarten würden und sich darauf angepasst: Auslandserfahrungen, Praktika, soziales Engagement und Bestnoten. Die Anpassung an den Arbeitsmarkt hat sich für diese Helden ausgezahlt: Sie konnten für gewöhnlich aus mehreren Arbeitgebern frei wählen und haben den „War for talents“, also den Krieg um die Talente maßgeblich mit definiert. Natürlich haben diese Talente hohe Ansprüche, aber das liegt daran, dass Arbeitgeber ihnen diese suggeriert haben. Das war eben der Preis, um diese Besten für die eigene Firma zu gewinnen. Da eine Generation aber immer im Kollektiv reflektiert und sich gegenseitig beeinflusst, wollenauch andere ähnliche Anforderungen an ihren zukünftigen Arbeitgeber stellen. Oder besser gesagt: Wollten.

Und im ewigen Kreis…
Das dazwischen, zwischen all den Traumtänzern und Helden, das ist meine Generation. Wir sind die Generation Y. Wir sind zwanzig Millionen und eins steht fest: Wir sind erst am Anfang unseres Berufslebens. Niemand von uns, der Realist ist, wird behaupten, dass wir jetzt schon die ganze Berufswelt auf den Kopf stellen werden. Das müssen wir ja auch nicht. Ich sehe das – mit einem kleinen Augenzwinkern – ein wenig so wie es im Disney Film „Der König der Löwen“ beschrieben wurde: „Die Herrschaft eines Königs geht auf und unter wie die Sonne“… Irgendwann wird die Sonne mit der Herrschaft unserer Generation aufgehen. Aber bis es soweit ist müssen wir alle noch vieles lernen und dürfen niemals vergessen, dass wir uns diesen Platz im Leben erst noch verdienen müssen. Dabei spielt es keine Rolle ob wir uns für etwas Besonderes halten oder nicht.
Wir werden unser Glück suchen, wir werden durch die Wüste irren…, wir werden kämpfen und triumphieren. Und sicher auch gelegentlich scheitern oder gar so manche Klischees über unsere Generation anheizen. Das alles ist vielleicht der ewige Kreis.

 

Autor: Michael T. Wurster, MBA.

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